Eine wichtige Voraussetzung für die Sprachentwicklung ist die frühe soziale Interaktion des Säuglings mit seinen Bezugspersonen. In den ersten 1.5 – 2 Jahren kommunizieren Kinder mit Ihren Eltern fast ausschliesslich über die Körpersprache. Die gegenseitige Verständigung drückt sich aus in der Mimik, Blickverhalten, Stimme und Körpergeruch und wird mit allen Sinnen erfasst (Augen, Gehör, Tastsinn, Geruchsinn). Durch diese Körpersprache entwickelt sich ein tiefes Beziehungsverhalten, wodurch sich die gesprochene Sprache erst entwickeln kann.

Das Sprachpotenzial ist bereits bei der Geburt vorhanden und wird durch die Hirnreifung bestimmt, die mit der Pubertät abgeschlossen ist.

Für die Entdeckung der Sprache braucht es drei wichtige Voraussetzungen:

1. ICH-GEGENSTAND

Auseinandersetzung mit der Gegenstandswelt

2. ICH-DU

Eine stabile Bindung und die Lust, dem "Du“ etwas mitzuteilen

3. ICH-DU-GEGENSTAND

Verbindung von Gegenstands- und Personenwelt

Der Spracherwerb steht im engen Zusammenhang mit der Gesamtentwicklung und die Altersangaben sind nicht entgültig. Ein Kind kann sich schneller oder langsamer entwickeln.

0 – 4 Monate

  • Grosses Interesse an der menschlichen Stimme und an Geräuschen.
  • Nimmt Blickkontakt auf.
  • Es drückt sich immer weniger durch Schreien und zunehmend durch erste Laute aus.
  • Erste Versuche Laute nachzuahmen.
  • Es lernt charakteristische Geräusche mit Ereignissen zu verbinden, die sich regelmässig wiederholen.

4 – 9 Monate

  • Kann den Gefühlsausdruck einer menschlichen Stimme erfassen.
  • Beginnt einzelne Wörter zu verstehen.
  • Setzt bestimmte Worte mit Gegenständen und Situationen in Beziehung.
  • Bringt Namen mit Menschen in Verbindung.
  • Plaudert immer mehr mit Vokal- und Konsonantlauten, z. Bsp. poo-poo, buh-buh, meh-meh.
  • Spielt mit Speichel und Lippenschluss, Reibe- und Blaslaut

9 - 12 Monate

  • Das Kind schaut, was die Bezugsperson zu einem Ding oder Gegenstand meint und lernt so, Dinge mit Handlungen zu verknüpfen.
  • Versteht und verwendet Gesten wie In-die-Hände-klatschen, Auf-Wiedersehen-Winken, Kopfschütteln.
  • Erkundet mit allen Sinnen und auf eigene Faust die Welt.

12 - 18 Monate

  • Lernt erste Wörter zu verstehen und zu sprechen.
  • Sagt «Mama» und «Papa».
  • Versteht einfache Aufforderungen.
  • Reagiert auf seinen Namen.

18 – 24 Monate

  • Versteht einfache Sätze und Aufgaben.
  • Benennt bekannte Dinge.
  • Erforscht die Welt und wird dadurch zunehmend mit dem Wort «nein» konfrontiert.
  • Sagt selbst «nein» und entdeckt, dass es damit die Welt verändern kann.
  • Der Wortschatz wächst, spricht mindestens 50 Wörter.

24 – 36 Monate

  • Fragt oft: Warum? Wieso? Woher? Wie denn?
  • Kann mehrere Worte zu Sätzen verknüpfen.
  • Versteht einfache, nicht situationsbezogene Sätze.
  • Nennt sich beim Namen.
  • Gebraucht: Ich, Du, Ja, Nein.
  • Singt Lieder, spricht mit Teddy und Puppe.

Ab 36 Monaten

  • Kann Zusammenhänge zwischen Ereignissen verstehen.
  • Beschreibt Bildinhalte in einfachen Sätzen.
  • Erzählt von Erlebnissen.
  • Versteht einfache Geschichten in Bilderbüchern.
  • Kann kurzes Gespräch führen.

Literaturverzeichnis

  • DLV, Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband - www.logopaedie.ch/kleinkinder
  • Remo H. Largo, Babyjahre, Piper Verlag GmbH, München 2007
  • Dbl, Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. - www.dbl-ev.de
  • Stiftung Netz - www.stiftungnetz.ch

Persönliche Beratung

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Hinweis für Väter

Selbst Neugeborene können vertraute Stimmen und Tonlagen unterscheiden. Der sprachliche Austausch mit dem Vater erweitert so den kindlichen Erfahrungshorizont. Wenn Väter viel mit ihren Kindern sprechen, helfen sie ihnen auch dabei, ihre tiefe Männerstimme als etwas zu erleben, das sich geborgen anfühlt.